29sth Life | Making Decisions

Eine Kolumne

 

Wie man Entscheidungen trifft und warum es OK ist diese manchmal über Bord zu werfen

Büro. Donnerstagnachmittag. Ich saß also vor dem von mir erstellten Projektplan, auf eine lange Tasklist und Meilensteinplanung blickend und einer immer näher rückenden mir im Knack sitzenden Deadline, die schier unmöglich zu erreichen scheint. Verschieben? Keineswegs. Mehr Entwicklungsstunden und Leute anheuern? Ausgeschlossen. Das Budget sagt „nein!“, mein Bauchgefühl meldet sich im gleichen Moment mit einem „des geht sich NIE aus!“ zu Wort. Welcome Dilemma und self-fulfilling prophecy.

Doch plötzlich, irgendwo im Hinterstübchen meldet sich im richtigen Moment eine leise Stimme zu Wort. Mein innerer Cheerleader sozusagen, die Miss Confidence: „Geht scho, geb‘ ma voigas! Wird scho‘ irgendwie!“ Aus Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass alle drei Beteiligten (Budget, Bauchgefühl und Selbstvertrauen) in diesem Dreieck irgendwo recht haben und (ACHTUNG, Bullshit Bingo Alarm!) die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. In anderen Worten: Es mag schon wichtig sein auf das eigene Bauchgefühl zu hören, allerdings sollte man dies immer in Relation zu den vorhandenen Mitteln und dem eigenen Selbstvertrauen stellen (…und den Faktor Zeit (=t) nicht zu vergessen).

Formula 1

Der eigene Erwartungsdruck immer die richtige Entscheidung zu treffen ist hoch. Selbst nach vier Jahren VWL Studium und mehreren (teils gescheiterten) Versuchen spieltheoretische Ansätze im alltäglichen Leben anzuwenden, ist das mit der Entscheidungsfindung immer so eine Sache.

Dies fängt schon in der Umkleidekabine an, wenn Frau auf der Suche nach dem perfekten Kleid, für den Anlass xy zum Zeitpunkt x ist (…und diese Mission im Normalfall noch unter Berücksichtigung des eigenen Geldbörserls zu erfüllen hat). Nachdem man wochenlang sämtliche Modezeitschriften, Instaposts und Pinterestfeeds durchforstet hat, begibt man sich auf die Jagd nach THE ONE und durchstreift kilometerweit Einkaufsmeilen von München bis Wien, voller Enthusiasmus das EINE richtige Kleidungsstück zu finden und einer fixen Vorstellung, wie man darin aussehen wird. „Elegant, schlicht, nicht zu farbenfroh und vielleicht ein schicker Jumpsuit!“, wird das Objekt der Begierde der vertrauenswürdigen Shoppingbegleitung beschrieben, noch bevor es auf die Pirsch geht. In der Umkleidekabine angekommen, melden sich auch die drei Entscheidungskomponenten Budget, Selbstvertrauen und Bauchgefühl wieder einmal stark zu Wort. Das Bauchgefühl sagt „deine Beine sind für einen Jumpsuit zu kurz!“, das Budget sagt „Na bumm!“ und das Selbstvertrauen versucht dir den vorprogrammierten Fehlkauf irgendwo schön zu reden (da ja seit Wochen eine fixe Vorstellung im Hirn gereift ist).

In diesem Fall ist es an der Zeit sich von der Fixvorstellung zu lösen und den ursprünglichen Plan einfach mal locker und lässig über Bord zu werfen. Just let it go!

Einmal festgefahren, mag es im ersten Moment als scheitern empfunden werden, einer gewissen Vorstellung nicht gerecht worden zu sein. Doch eigentlich besteht die Kunst darin davon zu lösen, ständig irgendwelchen Zielen und Idealen nachzulaufen. Um nicht wahnsinnig zu werden, hilft es sich ab und an ganz einfach die Fragen zu stellen „Was kann einem im schlimmsten Fall passieren?“ und „Welche Alternativen gibt es?“.

Soweit, so gut. Das Entscheidungen immer auf mehreren Tatsachen beruhen, ist nichts Neues. Tatsache ist, dass Intuition nicht nur rein auf das Bauchgefühl zurückzuführen ist, da das eigene Selbstvertrauen nicht unterschätzt werden soll und manche Dinge im Leben einfach nicht geplant werden können, denn wie heißt es so schön: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“

 

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